Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe auf niedrigsten Wert seit 1987 gesunken

Aber: Leichter Zuwachs bei der Gesamtzahl der Arbeitsplätze

(Münster, 1. März 2011) Etwas mehr Arbeitsplätze in deutlich weniger Betriebsstätten - auf diese kurze Formel lässt sich die Entwicklung in den Apotheken in Westfalen und Lippe bringen: Im Jahr 2010 sank deren Zahl von 2.230 auf 2.203. Erneut leicht angestiegen ist aber die Zahl der Mitarbeiter/innen in den Apotheken - um 0,25 Prozent auf mittlerweile 14.692.

„Der Beratungs- und Aufklärungsbedarf in den Apotheken steigt weiterhin an", erläutert Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening diesen Trend. Arzneimittel seien per se erklärungsbedürftige Güter, weil sie mit Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken behaftet sind. Hinzu käme eine massive Verunsicherung bei den Patienten durch die jüngste Gesundheitsreform, so Overwiening. Sie habe das Gesundheitssystem noch undurchsichtiger gemacht: „Die Politiker haben die neuen Mehrkosten- und Packungsgrößenregelungen verzapft. Und die Krankenkassen verhandeln mit den Pharmaherstellern immer neue Rabattverträge aus. Aber wir Apothekerinnen und Apotheker müssen diesen ganzen Wahnsinn unseren Kunden und Patienten erläutern."

Westfalen bleiben „Deutsche Fortbildungsmeister"

Im Jahr 2010 verteidigten die Apothekerinnen und Apotheker in Westfalen-Lippe ihren inoffiziellen Titel als „Deutsche Fortbildungsmeister". Um weitere zehn Prozent - von knapp 23.000 auf über 25.500 - stieg die Zahl der Teilnehmer an den Fortbildungen der Kammer. „Damit hat jeder Pharmazeut, der in einer öffentlichen Apotheke tätig ist, im Schnitt sechs Seminare oder Vorträge unserer Kammer besucht", bilanziert Vizepräsident René Graf. „Wir liegen damit um gut 100 Prozent über dem bundesweiten Schnitt."

Der Vizepräsident der Apothekerkammer verhehlt aber auch nicht, dass die Nachfrage nach Fortbildungen seit November 2010 wieder gesunken ist: „Die jüngste Gesundheitsreform treibt viele Apotheken in wirtschaftliche Engpässe und manche Apotheken in die Existenzkrise. Wer wie die Bundesregierung so stark in die Wirtschaftskraft der Apotheken eingreift, darf sich nicht wundern, wenn dies auch die pharmazeutische Qualität tangiert", so René Graf.

3. WLAT lockt nach Münster

Die stattliche Zahl von 1.200 Apothekerinnen und Apothekern, Pharmaziestudierende und Fachbesuchern erwartet die Apothekerkammer am zweiten März-Wochenende zur 3. Auflage des Westfälisch-lippischen Apothekertages (WLAT) im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland.
Der mittlerweile mit Abstand größte regionale Apothekertag im Bundes-gebiet steht in diesem Jahr unter dem Motto „Versorgen und Vorsorgen - Pharmazie und Prävention".

„Im Mittelpunkt eines funktionierenden Gesundheitssystems stehen weder Krankenkassen oder Politiker noch Apotheker oder Ärzte, sondern die Menschen. Das müssen wir uns Heilberufler immer vergegenwärtigen", so die Kammerpräsidentin. „Zu einem solchen ganzheitlichen Ansatz gehört auch, dass wir nicht nur dem kranken Menschen helfen, sondern ihn auch bei der Vorbeugung vor Erkrankungen unterstützen. Und damit schließt sich wieder der Kreis: Denn Prävention trägt auch zur Entlastung des Gesundheitssystem bei", so Overwiening.

Von der Krebsvorsorge über Gedächtnistraining und den Kampf gegen das Übergewicht bis zur Raucherentwöhnung - beim 3. WLAT werden in Fachvorträgen, Diskussionsrunden und Seminaren zahlreiche Präventionsprojekte für die Apotheke vorgestellt. Eine Fachausstellung mit über 60 Partnern und Unternehmen auf 2.000 Quadratmetern rundet das Kongress-Programm ab. Zur Eröffnung des WLAT spricht am Samstag, dem
12. März, die Schirmherrin und Landesgesundheitsministerin Barbara
Steffens.

Zahlen - Daten - Fakten in Kürze:

  • Die Zahl der Mitglieder der Apothekerkammer stieg um zwei Prozent von 7.054 (31.12.2009) auf 7.190 (31.12.2010). Darunter sind 4.576 Frauen (63,5 Prozent).
  • Mitgliederstruktur: 4.626 Kammermitglieder sind in der öffentlichen Apotheke tätig, 201 in Krankenhäusern und 336 in Wirtschaft, Industrie und Verwaltung. Hinzu kommen 1.874 Ruheständler und 113 Pharmaziepraktikanten. Der Frauenanteil liegt bei 63,5 Prozent.
  • Die Gesamtzahl der Apotheken verringerte sich von 2.230 auf 2.203. Davon werden 381 (17,3 Prozent) als Filialen geführt.
  • Im vierten Jahr in Folge stiegen die Zahl der Arbeitsplätze in den Apotheken. Sie erhöhte sich leicht von 14.657 auf 14.692 (+ 0,25 Prozent).
  • Durch die jüngste Gesundheitsreform (Arzneimittelmarkt-Neuord-nungsgesetz, kurz AMNOG) werden die Apotheken mit 200 Mio. Euro belastet - im Schnitt mit 9.500 Euro pro Apotheke. Weitere 200 Mio. Euro an Belastungen sollte der pharmazeutische Großhandel tragen. Erste Erhebungen zeigen jedoch, dass der Großhandel in über 90 Prozent der Fälle, seine Belastung an die Apotheken durchreicht. Deren Gesamtbelastung steigt damit auf bis zu 19.000 Euro.
  • Von jedem Euro, den die Gesetzliche Krankenversicherungen für Arzneimittel ausgeben, wandern derzeit 64 Cent an die pharmazeutische Industrie, 16 Cent via Mehrwertsteuer in den Staatssäckel, 5 Cent an den Großhandel und nur noch 15 Cent in die Apotheke.

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Vizepräsident René Graf (v. l.), Präsidentin Gabriele Regina Overwiening (v. r.), Michael Schmitz (o. l.) und Dr. Andreas Walter (o. r.)

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