Bevölkerung: Apotheken werden für die Gesundheit immer wichtiger

Institut für Handelsforschung (IFH Köln) veröffentlicht Studie zur "Zukunft der Apotheke"

(Münster/Düsseldorf, 16. April 2012) Ob Beratung, Service, Sortiment oder Rolle im Gesundheitswesen - die Deutschen haben klare Vorstellungen davon, was sie von Apotheken erwarten. Auskunft darüber liefert die Studie „Zukunft der Apotheke" des Instituts für Handelsforschung (IFH Köln). Abgefragt wurde, wie sich die Bevölkerung die Apotheke der Zukunft vorstellt. Ergebnis: Eine gute Erreichbarkeit der Apotheke und die schnelle Verfügbarkeit der Arzneimittel sind Basisanforderungen an die Apotheke der Zukunft - die Profilierung erfolgt über die Beratung und den Service. Die Verbraucher wünschen dabei ausdrücklich eine Ausweitung des Beratungs- und Serviceangebotes.

Apotheker als Ansprechpartner und Lotse

In der Bevölkerung werden Apotheker heute als kompetente Arzneimittelfachleute und Lotsen im Gesundheitswesen wahrgenommen. Und wenn es nach den Verbrauchern geht, dann soll das auch so bleiben: Über 90 Prozent der Bundesbürger wünschen sich auch zukünftig die Apotheke als schnell und leicht zu erreichenden Ansprechpartner und Wegweiser im Gesundheitswesen. Schon heute ist die Apotheke für knapp 60 Prozent der Verbraucher erste Anlaufstelle bei leichteren Beschwerden – Tendenz steigend: Über zwei Drittel der Verbraucher glauben, dass der Apotheker für die eigene Gesundheit immer wichtiger wird, weil die ärztlichen Gesundheitsleistungen immer weiter gekürzt werden.

Beratung ist und bleibt Trumpf

Kernkompetenz, Alleinstellungsmerkmal und Publikumsliebling der Apotheken ist und bleibt die Beratung. Aus Sicht der Bevölkerung wird diese Aufgabe zukünftig sogar noch an Bedeutung gewinnen. Die Voraussetzungen hierfür sind günstig: Mehr als 80 Prozent der Bundesbürger sehen in der Apotheke einen Ort, an dem man sich Zeit für ihre individuellen Bedürfnisse nimmt. Zudem bezeichnen Apothekenkunden die Beziehung zum Apotheker und seinem Team als vertrauensvoll. Entsprechend hoch ist der Stammkundenanteil: 79 Prozent der Verbraucher haben eine Stammapotheke – bei älteren Menschen liegt die Quote sogar bei 92 Prozent. Neben der klassischen Beratung zu Medikamenten, Impfungen, Haus- und Reiseapotheke sowie Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen der Selbstmedikation wünschen sich die Bürger den Apotheker als Ansprechpartner bei allgemeinen Gesundheitsthemen und – in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzten – als Beratungsstelle für Patienten mit chronischen Krankheiten. Damit die Beratung in der Apotheke diskret erfolgen kann, fordern zwei Drittel der Verbraucher eine bessere Trennung der Beratungs- und Kassenbereiche in der Apotheke.

Services mit praktischem Nutzen schaffen

Rund jeder Dritte wünscht sich einen Ausbau des Serviceangebots in der Apotheke in Verbindung mit entsprechenden Beratungsleistungen. Punkten können Apotheken dabei vielfach mit schon heute bekannten Services, beispielsweise mit Liefer- und Botendiensten, der Messung von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin etc., der Durchführung von Gesundheits-Check-ups zur Früherkennung oder der Möglichkeit zur Vorbestellung von Arzneimitteln auf der Apothekenhomepage. Neuartige Serviceangebote werden dabei generell dann positiv bewertet, wenn sie für den Kunden einen praktischen Nutzen bieten. So können sich 76 Prozent der Befragten vorstellen, dass sich Apotheken künftig in enger Abstimmung mit dem Arzt um die Rezeptverlängerung kümmern. Generell birgt die Kooperation von Ärzten und Apothekern aus Sicht der Verbraucher noch Potenzial: 80 Prozent der Bundebürger fordern eine stärkere Zusammenarbeit der beiden Heilberufe, um Unsicherheiten und Gefahren der Arzneimitteltherapie vorzubeugen.

Sortiment: Arzneimittel im Mittelpunkt

Bezüglich des Apothekensortiments wünschen sich Kunden eine klare Fokussierung auf Arzneimittel. Das Ergänzungssortiment mit Kosmetika, Körperpflegemitteln, Vitaminpräparaten etc. spielt eine untergeordnete Rolle. Die Befragten möchten dessen Umfang mehrheitlich beibehalten. Wenn sich Apotheken auf bestimmte Gesundheitsbereiche spezialisieren, erwartet der Verbraucher jedoch, dass sich die Spezialisierung auch im Sortiment widerspiegelt und neben Arzneimitteln auch die zum Spezialbereich passenden Waren und Dienstleistungen angeboten werden.

Über die Studie:

Die Studie „Apotheke der Zukunft“ wurde im Zeitraum von Juli bis November 2011 auf Initiative der nordrhein-westfälischen Apothekerkammern und Apothekerverbänden vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH Köln) unter der Leitung von Dr. Markus Preißner und Diplom-Psychologin Bettina Willmann durchgeführt. Auf eine qualitative Studienphase, in deren Mittelpunkt Gruppendiskussionen mit Verbrauchern standen, folgte eine Online-Befragung mit einer für Deutschland nach Alter, Geschlecht und Region bevölke-rungsrepräsentativen Stichprobe von 1.006 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren.

Über die IfH Institut für Handelsforschung GmbH:

Als Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis ist das IFH Köln seit 1929 im Dienste des Handels tätig. Als Forschungs- und Beratungsunternehmen bieten wir empirisch basierte Businesslösungen zur Analyse, Planung, Steuerung und Bewertung von Unternehmensstrategien sowie eine unabhängige, neutrale Austauschplattform zur themen- und datenbasierten Interaktion mit allen Marktteilnehmern im Handel. Handelsunternehmen, Zulieferer, Hersteller und Dienstleister sowie Verbände und öffentliche Institutionen profitieren von branchenspezifischer Information, Forschung und Beratung rund um die Fragen des Handels. Als Brancheninsider optimieren wir mit Forschungsergebnissen gelebte Handelspraxis und liefern praxisrelevante Grundlagen für bessere Unternehmensentscheidungen. Für die Fragen unserer Kunden stehen im IFH Köln hochqualifizierte Branchen- und Themenexperten sowie alle gängigen und modernen Methoden der Marktforschung zum Einsatz bereit.


Downloads

Graphik "Bundesbürger sehen Apotheken in zentraler Rolle"

[grafik-bundesbrger_sehen_apotheken_in_zentraler_rolle.pdf] | PDF | 80 KB

Dr. Preißner IFH, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gesundheitsministerin Barbara Steffens, Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein und Dr. Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (v. l. n. r.; Foto: AKWL)

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