Arzneitees sind Arzneimittel - mit Risiken und Nebenwirkungen

Gefährliche Kräutermischungen: Vorsicht vor dubiosen Online-Angeboten

(Münster, 14. August 2009) Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe warnt vor angeblichen Heil- und Kräutertees aus dubiosen Quellen, die zum Teil lebensgefährliche Inhaltsstoffe enthalten. „Einheimische Kräuter wie Beinwell, Huflattich, Pestwurz oder das Jakobskreuzkraut enthalten Pyrrolizidin-Alkaloide“, erläutert Geschäftsführer Dr. Andreas Walter. „Wenn diese Stoffe im Körper abgebaut werden, kann dies zu schweren Leberschäden führen.“

Im Mai starb nach Angaben der Universität Bonn ein Säugling wenige Tage nach der Entbindung, weil die Mutter während der Schwangerschaft regelmäßig einen Beinwelltee getrunken hatte, den sie über das Internet bestellt hatte. „Ein solcher Tee wäre in der Apotheke niemals verkauft worden", so Dr. Walter. „Denn alle in der Apotheke erhältlichen Tees entsprechen den im Europäischen Arzneibuch definierten Qualitätsmerkmalen", klärt Dr. Andreas Walter auf. Hier wären auch mit Schwermetallen oder Pestiziden verunreinigte Tees niemals an den Kunden gelangt. „Nur Arzneitees aus der Apotheke garantieren einen bestimmten Gehalt an Wirkstoffen und die genauen Wirkstoffe", so Walter. Sie werden in aufwändigen Laborkontrollen auf Schadstoffe geprüft und in speziellen Teeräumen aufbewahrt - auch dies schreibt das Arzneibuch vor. Auf der Verpackung der Heil- und Arzneitees müssen der Einsatzbereich, die zu erwartende Wirkung und die Ge-genanzeigen beschrieben sein.

Für Tees aus dem Supermarkt gelten dagegen lediglich lebensmittelrechtliche Vorschriften, während viele auf Märkten angebotene Kräuter- und Teemischungen sogar gänzlich unkontrolliert an die Verbraucher gelangen - mit zum Teil gefährlichen Risiken und Nebenwirkungen. „Wenn Kamille direkt an der Autobahn gesammelt wird, darf man sich nicht wundern, wenn der daraus zubereitete Tee die Gesundheit schädigt."

Ein weiteres Beispiel: Zunehmend bieten Supermärkte und Drogerien Teemischungen mit Ginkgo-Blättern an. Diese Lebensmittel-Tees enthalten erhebliche Mengen gesundheitsschädlicher Ginkgolsäuren und sind deshalb nicht empfehlenswert. Eine aktuelle Studie des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker e.V. (ZL) in Eschborn zeigt, dass der zulässige Grenzwerk an Ginkgolsäuren, die u. a. Allergien auslösen, bereits durch eine Tasse Tee um das 40- bis 80-fache überschritten wird.
Die Einnahme von Heilpflanzen und Heilkräutern in Form eines Teeaufgusses ist die älteste Methode in der Krankheitsbehandlung der Medizin. Zugleich aber, so Walter, gilt die Devise: „Pflanzlich heißt nicht gleich harmlos. Arzneitees sind daher als Dauergetränk ungeeignet und sollten nicht länger als etwa sechs Wochen verwendet werden." Beim Kauf sollte man auch darauf achten, dass die Teebeutel einzeln eingeschweißt sind. So werden die wertvollen ätherischen Öle bewahrt. Der Apotheker hat noch einen weiteren Rat: „Arzneitees sollten in den allermeisten Fällen mit frisch abgekochtem Wasser aufgegossen werden. Das tötet anhaftende Keime, und viele Inhaltsstoffe lösen sich so am besten. Ansonsten gilt auch hier die Devise: Über die richtige Zubereitung und über Risiken und Nebenwirkungen informiert Ihr Apotheker."

Rückfragen bitte an:
Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Michael Schmitz
Geschäftsführer Öffentlichkeitsarbeit
Tel. (0251) 5 20 05 49, Fax. (0251) 5 20 05 69
E-Mail: m.schmitz@akwl.de