Dezentrale Informationsveranstaltung der Apothekerkammer

"Umgang mit uns Apothekern geprägt von Unfairness und Unzuverlässigkeit"

(Münster, 5. November 2010) Im Rahmen von vier dezentralen Informationsveranstaltungen in Dortmund, Herford, Münster und Paderborn informiert die Apothekerkammer Westfalen-Lippe in diesen Tagen über die aktuelle gesundheitspolitische Lage. "Unser Kammervorstand ist über die jüngsten Verhandlungsergebnisse der Bundesregierung zum AMNOG in Bezug auf die Apotheken und den Großhandel erschüttert", betonte Präsidentin Gabriele Overwiening auf der Auftaktveranstaltung in Münster.

In einem Eilbeschluss der Apothekerkammer, der auch den 800 Teilnehmern an den Infoveranstaltungen vorgestellt wird, heißt es: „Ungeachtet unserer Warnungen, kritischen Anmerkungen und konstruktiven Verbesserungsvorschläge würde durch die aktuellen Vorschläge der Raubbau an der öffentlichen Apotheke nahezu ungebremst fortgesetzt und zugleich die wohnortnahe Versorgung durch die öffentliche Apotheke aufs Spiel gesetzt. Wir fordern daher die ABDA auf, ihre gesundheitspolitische Kampagne fortzusetzen und die nächsten Eskalationsstufen zu beschreiten."

Aktuell hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe noch einmal einen Appell an die Bundestagsabgeordnete von CDU und FDP in ihrem  Einzugsbereich gerichtet: "Freiberuflichkeit, Mittelstand und Individualapotheken sowie wohnortnahe Versorgung und Arbeitsplätze sind anscheinend für die CDU/CSU und FDP Auslaufmodelle", kritisierten Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und Vizepräsident René Graf in dem Brief und fordern zu einem Umdenken auf. "Der Umgang mit uns Apothekern ist geprägt von einem Mangel an Vertrauen, Unfairness und Unzuverlässigkeit", heißt es weiter.

Briefe an alle Bürgermeister in Westfalen-Lippe

Außerdem hat sich die Apothekerkammer Westfalen-Lippe an die Bürgermeister aller Städte und Gemeinde gewendet. Darin heißt es unter anderem: "Wenn das AMNOG in dieser Form Gesetz wird, wird sich das auch in Ihrer Kommune auswirken: Heute stehen die 2.210 Apotheken in Westfalen-Lippe für 15.000 wohnortnahe Arbeitsplätze (davon fast 13.000 Frauenarbeitsplätze) und für eine Arzneimittelversorgung der kurzen Wege – Tag und Nacht. Außerdem sorgen sie für regelmäßige Gewerbesteuereinnahmen. Das kann schon bald der Vergangenheit angehören."

Overwiening und Graf betonen, auch mit Blick auf die sinkenden Apothekenzahlen in Westfalen-Lippe: Apotheken werden zukünftig mehr denn je als Orte der niederschwelligen Gesundheitsberatung gebraucht. In einer alternden Gesellschaft, in der sich bis zum Jahr 2030 die Fallzahlen für Krankheitsbilder wie Herzinfarkt, Demenz, Diabetes, Oberschenkelhalsbrüche oder Lungenleiden, verdoppeln bis verdreifachen werden, sind Apotheken unverzichtbar.

Dass bereits schon jetzt 30 Prozent der Apotheken rote Zahlen schreiben, machte Dr. Markus Preißner vom Kölner Institut für Handelsforschung deutlich. Er warf bei den Infoveranstaltungen einen Blick in die Zukunft des Apothekenmarktes und stellte die Chancen und Risiken in einem sich wandelnden wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Umfeld dar. Von zentraler Bedeutung sei eine eindeutige Positionierung und Profilierung der Apotheke. "Unsere aktuellen Erhebung zeigen, dass sie ein unverwechselbares Profil derzeit nicht unbedingt über Dachmarkenkonzepte oder preisaggressives Verhalten im OTC-Bereich erhalten, wohl aber indem sie sich als Problemlöser positionieren. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter und die Qualität der Beratung seien mit deutlichen Abstand die wichtigsten Attribute, die für die Kunden für die Auswahl ihrer Apotheke entscheidend seien."

Mit einem dennoch positiven Ausblick in die Zukunft, beschloss Gabriele Regina Overwiening die Veranstaltung in Münster: "Wir Apotheker haben hervorragende Konzepte für eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen, wie das ABDA-KBV-Papier. Lassen Sie uns – neben dem berechtigten Protest – im Hier und Jetzt auch den Blick nach vorne richten und alle daran arbeiten, dass wir die Politik von einer Umsetzung dieser guten Ideen begeistern."

 


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Große Resonanz und ebensogroße Verärgerung über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung: Das AMNOG stand im Mittelpunkt der dezentralen Infoveranstaltungen der AKWL.

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Große Resonanz und ebensogroße Verärgerung über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung: Das AMNOG stand im Mittelpunkt der dezentralen Infoveranstaltungen der AKWL.
Das Bild zeigt Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening.

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