Studie der Apothekerstiftung beleuchtet Vorteile und Risiken:

Geteilte Tablette, unterschiedliche Wirksamkeit

(Münster, 13. August 2014) Jede vierte Tablette in Deutschland wird nicht in Gänze eingenommen, sondern halbiert oder auch geviertelt. Professor Dr. Klaus Langer hat jetzt in einer von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe geförderten Studie untersucht, wie präzise sich Tabletten tatsächlich teilen lassen. Das Ergebnis bereitet dem Experten Kopfzerbrechen: „Bei geteilten Tabletten erhält der Patient die Arzneiform vielfach in einer höheren Schwankungsbreite als bei der Einnahme einer ungeteilten Tablette.“

Für die Teilung von Arzneimitteln, die dafür zumeist mit Bruchkerben versehen werden, gibt es drei gute Gründe, erläutert Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Die Teilung ermöglicht eine abgestufte und individuelle Anpassung der Dosis. Bei Patienten mit Schluckbeschwerden kann das Teilen die Einnahme einer Tablette erheblich vereinfachen. Und gerade bei hoch dosierten Medikamenten sparen die Krankenkassen durch teilbare Arzneimittel Kosten ein.“

Halbieren ist deutlich unkritischer als Vierteln
Bei der Studie ist aufgefallen, dass beim Halbieren von Tabletten die Schwankungen deutlich geringer ausfallen als beim Vierteln, denn, so Professor Langer: „Viele Tabletten lassen sich schlichtweg noch halbwegs sauber halbieren. Doch will man sie vierteln, zerbröseln sie regelrecht. Da ist die eingenommene Dosis irgendwann nur noch Glücksache.“

Einige Arzneiformen auf keinen Fall teilen
Während manche Tabletten trotz Teilung ihre Wirkung behalten, gibt es auch Arzneiformen, die man auf keinen Fall teilen darf: „Es gibt beispielsweise Arzneimittel, die mit einer extra Schutzschicht ummantelt sind, damit sie den Magen „überstehen“ und erst später wirken“, sagt Angelika Plaßmann, Sprecherin der Münsteraner Apothekerschaft, „wer hier teilt, verletzt die Schutzschicht und der Wirkstoff kann nicht mehr dort wirken, wo er gebraucht wird.“ Das gelte auch für Kapseln und Dragees.

Ein konkretes Ergebnis der Studie ist ein Informationsblatt für Apotheken und Arztpraxen, das die Apothekerkammer in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Langer und Dr. Ute Stapel erarbeitet hat. Es kann bei Bedarf unter info@akwl.de abgerufen werden.

Finanziert wurde die Studie von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe. „Die Stiftung fördert solche Projekte mit dem Ziel, eine Verbesserung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu erreichen“, erklärte Stiftungsgeschäftsführer Dr. Andreas Walter.


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Gabriele Regina Overwiening (Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe), Prof. Dr. Klaus Langer (Uni Münster) und Dr. Andreas Walter (Geschäftsführer der Apothekerstiftung) (von links). Foto: Sebastian Sokolowski/AKWL

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