180 Zuhörer bei Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung

Krämer zitiert Paracelsus: Die Dosis macht das Gift

(Münster, 10. September 2014) Unbegründete Ängste, irrationale Panik und erstaunlich plausibel wirkende statistische Fakten standen im Mittelpunkt der siebten Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe, die am Samstagnachmittag rund 180 Zuhörer in den historischen Erbdrostenhof Münster lockte. Mit Walter Krämer referierte dabei ein ebenso profilierter wie umstrittener Statistik-Professor der Technischen Universität Dortmund und Autor von erfolgreichen Büchern wie dem „Lexikon der populären Irrtümer“.

Eine entscheidende Rolle für die irrationale Bewertung von Risiken spielten zudem die Medien, so Krämer: „Sie nutzen Statistiken, um spektakuläre Meldungen veröffentlichen zu können und damit ihr Produkt besser zu verkaufen.“ So kämen dann Nachrichten zustande, die mit „Männer mit Glatze verdienen mehr Geld“ betitelt und in allen großen Zeitungen zu finden sind. „Dass das vor allem daran liegt, dass ältere Männer schlichtweg häufig ihr Haar verlieren, meistens länger im Beruf sind und dadurch mehr Geld verdienen, wird nicht erwähnt. Eine Kausalität zwischen Glatze und Einkommen gibt es nicht.“

Eine fehlende Einordnung und Bewertung fehle häufig, wenn mal wieder diverse Schadstoffe in Produkten festgestellt würden. Als prägnantes Beispiel nannte Krämer Meldungen zu den Ergebnissen einer britischen Studie, die mit dem Satz „in Muttermilch wurden über 300 Schadstoffe nachgewiesen“ Angst und Sorge bei Müttern verbreitet hätten. „Faktisch jedoch“, wie Kramer betonte, „sind in Muttermilch nicht nur 300, sondern 3.000, vielleicht sogar 30.000 Schadstoffe enthalten. Man hat sie nur noch nicht gefunden.“ An den Produkten habe sich meistens kaum etwas geändert, „nur durch immer genauere Messmethoden wird immer mehr gefunden. Ein Zuckerwürfel, aufgelöst im Starnberger See, wäre dank neuer Techniken heute ohne jeden Zweifel nachzuweisen.“

Was die gefundenen Gifte und Schadstoffe in Produkten betrifft, hält sich Krämer an das Motto von Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“ Und wie gefährlich diese Schadstoffe in der nun nachgewiesenen Dosis seien, „darauf geben Medien und diverse Testmagazine keine Antwort“.
Wie irrational Ängste sind, machte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening im Anschluss an den Vortrag deutlich, als sie Walter Krämer einen Schokoladen-Turm überreichte und sich dabei an ihr Studium erinnerte: „Da haben wir mal einen Beipackzettel für Schokolade verfasst und diesen Freunden zu lesen gegeben – ohne zu erwähnen, für welches „Medikament“ er gilt. Niemand wollte die „Arznei“ einnehmen. Aber als Süßigkeit – kein Problem.“


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Referent Professor Dr. Walter Krämer. (Foto: AKWL/Sokolowski)

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Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening eröffnete die Stiftungsveranstaltung. (Foto: AKWL/Sokolowski)

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Rund 180 Zuhörer folgten im historischen Erbdrostenhof Münster den Ausführungen von Prof. Dr. Walter Krämer. (Foto: AKWL/Sokolowski)

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