Studie in 58 Fitness-Studios

Illegale Dopingmittel auch bei Freizeitsportlern verbreitet

(Münster, 6. Juli 2007) Nicht nur im Leistungssport tauchen immer wieder Dopingfälle auf. Auch Freizeitsportler missbrauchen Arzneimittel, um Muskelmasse aufzubauen oder ihre Leistung zu steigern. Nach Schätzungen nehmen in Deutschland rund 200.000 Hobbyathleten Dopingmittel ein, die Dunkelziffer ist hoch. Etwa jeder fünfte Besucher eines Fitnessstudios hat Erfahrungen mit Dopingmitteln, so die Ergebnisse einer Studie in 58 Studios.

Die verbotenen Dopingmittel werden über den Schwarzmarkt oder das Internet vertrieben - fast immer illegal. Auch anscheinend harmlose Nahrungsergänzungsmittel zur Leistungssteigerung können mit Dopingmitteln verschnitten sein, ohne dass der Konsument dies weiß. „Wer Dopingmittel einnimmt, schadet seiner Gesundheit. Und wer über das Internet bei unseriösen Versandhändlern bestellt, muss zudem damit rechnen, gefälschte Präparate zu erhalten", sagt Apotheker Hans-Günter Friese, Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

„Unseriöse Händler sind zum Beispiel daran erkennbar, dass sie verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept versenden." Bei einem Testkauf im Februar 2007 wurde ein rezeptpflichtiges Arzneimittel bei verschiedenen unseriösen Versandhändlern bestellt. Die Hälfte der Produkte war gefälscht, sie enthielten keinen oder deutlich weniger Wirkstoff als angegeben. Apotheker Hans-Günter Friese: „Arzneimittelfälschungen sind leider in vielen Teilen der Welt an der Tagesordnung.

Deutsche Freizeitsportler nutzen vor allem hormonartige Wirkstoffe, zum Beispiel Anabolika. Andere Arzneimittel wie wasserausschwemmende Diuretika sollen die Nebenwirkungen der Dopingmittel abschwächen. „Doping schädigt die Gesundheit", warnt Apotheker Hans-Günter Friese. „Häufig wird von Akne und Haarausfall, von Dehnungsstreifen und Sehnen- und Muskelabrissen berichtet. Auch chronische Schmerzen und Sehnenentzündungen sind durch den Missbrauch möglich."

Durch die hormonartigen Wirkungen können sich bei Männern schmerzhafte Brüste entwickeln, bei Frauen zeigt sich die Vermännlichung wie vermehrte Körperbehaarung. Hinzu kommt: Nicht alle Nebenwirkungen bilden sich zurück, wenn die Einnahme der Dopingmittel beendet wird.

Friese plädiert daher - sowohl aus Gründen des Fair-Play-Gedankens wie auch des Schutzes der Gesundheit - für einen sauberen Sport: „Wir bieten jedem Freizeitsportler an, sich in der Apotheke über Sport und Sportverletzungen, über gesunde Ernährung und legale Nahrungsergänzungsmittel beraten zu lassen." Der Apotheker weist zudem auf einen besonderen Service aller Apotheken in Westfalen-Lippe hin: „Oft genug werden gerade auch jungen Sportlern angebliche Wundermittel geradezu aufgedrängt: Wir Apotheker bieten einen Analyseservice und untersuchen für unsere Kunden rauschgift- oder dopingverdächtige Stoffe."

In jeder Apotheke kann man eine Verdachtsprobe abgeben. Diese wird zur exakten wissenschaftlichen Untersuchung an die Apotheke der Rheinischen Kliniken Viersen weitergeleitet und dort anschließend vernichtet. Das Ergebnis der Analyse, die gegen eine Unkostenbeteiligung von 20 Euro erfolgt, teilt die Apotheke vertraulich mit. Eine Strafverfolgung muss niemand befürchten. Dafür aber sind Ratschläge für eine weitergehende professionelle Hilfe selbstverständlich.

So wurden im Jahr 2006 in den westfälisch-lippischen Apotheken 114 Proben abgegeben. In 82 Proben (72 Prozent der Fälle) konnten Rausch- oder Aufputschmittel nachgewiesen werden wie beispielsweise Amphetamine in Verbindung mit Coffein oder Anabolika als Mittel zur Förderung des Muskelwachstums nachgewiesen werden.