Tag der Patientensicherheit am 17. September 2016

AMTS- und ATHINA-Apotheken stehen für Optimierung des Medikationsprozesses

(Münster, 15. September 2016) Zum „Internationalen Tag der Patientensicherheit“ am 17. September 2016 erklären die Spitzenvertreter der Apothekerkammern Baden-Württemberg, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein, Hessen und Westfalen-Lippe: „Apothekerinnen und Apotheker tragen als Lotsen zwischen den Patientinnen und Patienten sowie den Ärztinnen und Ärzten bereits heute entscheidend zu einer Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) und der Therapietreue bei.“ In den sechs Kammerbezirken haben darüber hinaus gut 2.000 Apothekerinnen und Apotheker spezielle Fortbildungen durchlaufen, um ein Medikationsmanagement in der Apotheke auf besonders hohem Niveau umsetzen zu können.

Aktuelle Studien zeigen, dass nur etwas mehr als 50 Prozent der verordneten Medikamente sachgemäß und regelmäßig eingenommen werden. Patienten mit hoher Therapietreue werden schneller gesund bzw. seltener ins Krankenhaus überwiesen. „Dafür brauchen wir zum einen besonders gut ausgebildete Apothekerinnen und Apotheker. Zum anderen ist ein enges Miteinander mit den Ärztinnen und Ärzten sowie den Patientinnen und Patienten unerlässlich“, weiß Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, die das Projekt ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) angestoßen hat.

„Vollständige und aktuelle Informationen über die verordnete Medikation sind eine Grundvoraussetzung für eine sichere und optimale Therapie. Vor dem Aushändigen des Medikationsplanes ist daher eine Medikationsanalyse wünschenswert“, ergänzt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, in der Apothekerinnen und Apotheker seit 2012 das Programm „Apo-AMTS“ durchlaufen können. Aus ihrer Sicht müssen öffentliche Apotheken eine Schlüsselrolle bei der Erstellung und regelmäßigen Aktualisierung des Medikationsplans spielen, auf den Patienten – sofern sie mindestens drei Arzneimittel regelmäßig einnehmen – ab dem 1. Oktober einen gesetzlichen Anspruch haben werden.

AMTS als Einhalten von Beratungsstandards
Das Kürzel „AMTS“ steht für Arzneimitteltherapiesicherheit. „AMTS ist als ein Gesamtprozess zu verstehen, der die sichere Anwendung von Arzneimitteln, die Begleitung der Therapie und die Vermeidung von Wechsel- und Nebenwirkungen umfasst“, erläutert Engelen. „Dieser werde durch zahlreiche Beteiligte und Strukturen beeinflusst, ergänzt Overwiening: „Dabei kann Vieles schief laufen: Vom Medikationsfehler bei der Verordnung bis zur falschen Anwendung durch den Patienten.“

AMTS in der öffentlichen Apotheke bedeutet generell das Einhalten von Beratungsstandards bei der Abgabe bestimmter Arzneimittel. Ein Beispiel: Bei der Abgabe eines Rheumamittels mit Methotrexat ist der Hinweis auf die einmal wöchentliche Einnahme sehr wichtig. „Eine versehentliche tägliche Anwendung z. B. durch eine Verwechslung mit anderen Arzneimitteln kann zu schweren unerwünschten Wirkungen wie Knochenmarksschädigungen führen“, warnt Präsidentin Overwiening.

Bei Patienten, die viele Arzneimittel einnehmen, bieten Apothekerinnen und Apotheker eine Medikationsanalyse in der Regel mit einem sogenannten „Brown-Bag-Review“ an. Hierbei bringt der Patient seine kompletten Medikamente in einer Tüte mit in die Apotheke. Die Apothekerin oder der Apotheker sieht die Medikamente durch, überprüft Verfalldaten, Doppelverordnungen, Dosierungen, Einnahme/Anwendung und Interaktionen und bespricht die Ergebnisse mit dem Patienten. Wenn nötig, wird Kontakt mit dem Arzt aufgenommen. Diese umfassende Dienstleistung übersteigt zeitlich und fachlich eine normale Beratung bei der Abgabe eines Arzneimittels und ist daher mit Kosten verbunden.

Zahlen – Definitionen – Fakten:
Schulungsangebote in den sechs Kammern: Das Fortbildungskonzept „Apo-AMTS“ wird seit Oktober 2012 von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der Universität Münster angeboten. Das Fortbildungskonzept „ATHINA“ wurde von der Apothekerkammer Nordrhein entwickelt und wird inzwischen auch in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen und Niedersachsen eingesetzt.

In den oben genannten Bundesländern gibt es (zum Stichtag 30. Juni 2016) 10.504 Apotheken. Alle Apotheken beraten und informieren zu AMTS: Ergänzt wird dieses Angebot durch von den Kammern besonders geschulte AMTS-Experten. Sie finden sich durchschnittlich in jeder neunten bis zehnten Apotheke, Tendenz stark steigend.

Was sind Medikationsanalyse und Medikationsmanagement?
Eine Medikationsanalyse ist eine strukturierte Überprüfung aller Medikamente eines Patienten, die dieser aktuell einnimmt. Arzneimittelbezogene Probleme werden dokumentiert, zusammen mit Arzt und Patient gelöst und Maßnahmen dazu in einem Abschlussgespräch vereinbart. Ziele sind die Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie und die Minimierung von Arzneimittelrisiken.

Von Medikationsmanagement sprechen Apotheker und Apothekerinnen, wenn diese erste Analyse in eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein Team von Ärzten, Apothekern und eventuell Pflegern übergeht.