Apotheker Klaus Kühn vollendet 80. Lebensjahr:

„Die Apothekerei hat mir immer Spaß gemacht“

(Münster/Bielefeld, 1. Januar 2017) Als Klaus Kühn das erste Mal in der Apotheke Verantwortung übernahm, war Konrad Adenauer Bundeskanzler, John F. Kennedy US-Präsident und Kosmonaut Juri Gagarin flog als erster Mensch in den Weltraum: Im Jahr 1961 hatte der gebürtige Thüringer sein Vorexamen in der Tasche und nahm sein Pharmaziestudium in Erlangen auf. Zeitweise übernahm er bereits Vertretungen in Apotheken. Bis zum heutigen Tag, 56 Jahre nach seinem Einstieg ins Berufsleben, steht er noch einen Tag pro Woche in der Apotheke, berät Patienten und ist ganz nebenbei am Computer geschickter als manch jüngerer Kollege. Am Neujahrstag feiert der passionierte Apotheker seinen 80. Geburtstag und hängt den Kittel an den Nagel. „Diesmal wirklich“, wie er lächelnd betont. „Obwohl ich wahrscheinlich noch die eine oder andere Vertretung machen werde.“ Bei einer Tasse Kaffee im Notdienstzimmer blickt Kühn zurück auf ein bewegtes Berufsleben.

Am 1. Januar 1937 wird Klaus Kühn in der thüringischen Kleinstadt Schleiz in eine traditionsreiche Apothekerfamilie geboren. „Bis in die 1640er Jahre geht die Apothekerei in unserer Familie zurück. Das war noch im 30-jährigen Krieg“, erzählt der Jubilar und verweist ein bisschen stolz auf eine leicht vergilbte Ahnentafel, wo einer seiner Vorfahren als Apotheker in Eisenberg (Thüringen) von 1647 bis 1695 geführt wird. Kühn, der einen Siegelring trägt, legt großen Wert auf Tradition. Und dennoch weiß er moderne Errungenschaften zu schätzen: „Der Umgang mit dem Computer gehört zu unserem Job dazu, das war nie ein Problem für mich.“ Audax, die lateinische Version seines Nachnamens, ist übrigens Teil seiner Mailadresse.

Sein berufliches Glück suchte der Approbierte zunächst in der väterlichen Elefanten-Apotheke in Brackwede und gründete 1971 die Apotheke an der Treppenstraße. „Heute ist das die Busch-Apotheke-Brackwede“, sagt Kühn erfreut darüber, dass die Familie dem Apothekenwesen treu bleibt. Seine Tochter Swantje lernte den Beruf der Pharmazeutisch-technischen Assistentin und heiratete den Apotheker Thomas Busch, der heute vier Busch-Apotheken im Raum Bielefeld betreibt. „Wir gehörten 2004 zu den Ersten, die Apotheken unter einem Familiennamen betrieben.“ Auch Sohn Sven ist beruflich den Naturwissenschaften verhaftet – zumindest ein wenig: „Er ist als Pyrotechniker unterwegs.“

Im Jahr 1993 hat Klaus Kühn seine Apotheke an den Schwiegersohn übergeben. „Ich bin dann erstmal ins spanische Marbella entschwunden, wollte einfach relaxen“, erinnert sich Kühn an eine Zeit, die eigentlich nur erholsam sein sollte, rückblickend jedoch zu einer der aufregendsten seines Lebens zählt. „Anstatt mich zu erholen, haben mein Schwiegersohn und ich eine Jetset-Piano-Bar in Marbella gekauft. Ich war vor Ort und habe mich um alles gekümmert.“ Täglich von 23 bis 6 Uhr hatte die Bar geöffnet, die „keineswegs anrüchig“ war und jede Menge Promis anlockte: „Von Shirley Bassey über Jörg Wontorra bis zu Kool & the Gang waren alle hier.“ Doch die ganze Nacht auf den Beinen und vor allem weit weg von der Familie zu sein – das war auf Dauer nichts für den Apotheker. Nach zweieinhalb Jahren wurde die Bar verkauft. Zurück ging es nach Brackwede, wo er Jetset-Atmosphäre gegen die Bedürfnisse seiner Patienten in seiner liebgewonnenen Heimat eintauschte. Später wurde die Busch-Apotheke Rußheide sein berufliches Zuhause. Kühn ging gerne zurück: „Die Apothekerei hat mir immer Spaß gemacht – trotz mancher Widrigkeiten, die immer auch Herausforderung waren. Ich wollte immer vorne stehen, immer mit den Menschen sprechen. Konnte nie einfach nur im Büro, sondern wollte immer mitten im Geschehen sein.“

Langeweile wird auch in Zukunft nicht aufkommen – da ist der rüstige Rentner sich absolut sicher: „Ich habe mein Leben lang Sport getrieben, war Skilaufen und habe beim Bergsteigen die 6.000-Meter-Grenze bezwungen.“ Mittlerweile haben sich die Sportarten ein wenig verändert, wie der bewegungsaffine Apotheker schmunzelnd eingesteht. „Wandern, Spazierengehen, Fitnessstudio und Fahrradtouren sind heute eher angesagt.“ Und ganz nebenbei engagiert sich Kühn in der örtlichen Flüchtlingshilfe und hält Haus und Garten in Schuss. „Ich war nie ein Typ für den Fernseher. Ich will das Leben genießen, da muss schon ein bisschen was passieren!“ Ob er etwas vermissen wird, wenn er nicht mehr jeden Mittwoch in der Apotheke steht? „Die Kunden“, sagt Klaus Kühn spontan. „Die werden mir fehlen.“


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Klaus Kühn zeigt die Ahnentafel in der Busch-Apotheke Rußheide. Foto: AKWL/Sokolowski

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