Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung: Heribert Prantl gegen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens

„Betriebswirtschaftler haben aus der Medizin eine Industrie gemacht“

(Münster, 9. August 2018) Eine Infektion brachte Heribert Prantl – Jurist und Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung – vor einem halben Jahr in die Notaufnahme und fünf Tage auf die Station einer Münchner Klinik. Als Patient, so schrieb Prantl danach in einer Kolumne, verfolgte er in diesen Tagen das Ringen um den Koalitionsvertrag – besonders beim Thema Gesundheitspolitik. Die Medizin sei, das werde einem im Großbetrieb Krankenhaus schnell wieder bewusst, einer der größten Wirtschaftsfaktoren in Deutschland. Kaufleute und Betriebswirtschaftler hätten aus ihr eine Industrie gemacht. Sie hätten die Krankenbehandlung ökonomisiert. Doch Prantl zählt zu denen, die sich entschieden gegen diese Entwicklung wenden. Sein „Plädoyer gegen die umfassende Ökonomisierung unseres Alltags“, speziell im Gesundheitswesen, ist der Titel des Festvortrags, den Prantl bei der 11. Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe am Samstag, 15. September 2018, um 15:00 Uhr im Erbdrostenhof in Münster hält.

Prantls Thema: „Ethik im Gesundheitswesen“. Dieses dürfe keine Fabrik sein, „in der das Wichtigste ist, dass dort Geld gemacht wird. Genau das ist jedoch passiert“, schreibt er. Der 65-Jährige warnt vor einem Gesundheitssystem, in dem das Geld nicht mehr ein Mittel zum Zweck der Versorgung von Kranken ist, sondern die Versorgung von Kranken ein Mittel ist zum Zweck der Gewinnerzielung. „Ein solches System ist krank. Es gehört radikal umgekehrt“, so Prantl. Gerade in Zeiten, in denen auch der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hohe Renditen beim Betrieb von Pflegeheimen anprangert, ist das Thema aktueller denn je.

Der Eintritt zur Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung mit  anschließender Signierstunde ist kostenlos. Eine Anmeldung unter www.apothekerstiftung.de oder per E-Mail an apothekerstiftung@akwl.de ist erforderlich, da die Zahl der Plätze in der historischen Kulisse des  Erbdrostenhofs begrenzt ist.


Zur Person: Heribert Prantl ist Jurist, Journalist und Autor. Der 65-Jährige ist seit 2011 Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung. Anfang 2018 übernahm er dort das neu geschaffene Meinungsressort. Prantl gilt als Verteidiger eines liberalen und weltoffenen Rechtsstaats. Sein Augenmerk richtet er auf die Schnittlinien von Recht, Moral und Politik. „Entschieden fordert er die Beachtung der Grundrechte“, heißt es in der Verleihungsurkunde des Geschwister-Scholl-Preises 1994 an Prantl, der seit 2010 Honorarprofessor an der Universität Bielefeld ist. Seine „klare Stimme“ sei „in der deutschen Publizistik ohnegleichen".

Über die Apothekerstiftung: Die Apothekerstiftung Westfalen-Lippe ist eine selbstständige Stiftung bürgerlichen Rechts, errichtet von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster. Zweck der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe ist die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung mit dem Ziel, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu optimieren und zu gewährleisten.


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Der historische Erbdrostenhof ist die Kulisse für die 11. Vortragsveranstaltung der Apothekerstiftung. Foto: AKWL/Sokolowski

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