25. Ausgabe des Runden Tisches für Junge Pharmazeut*innen

„Mögen Sie Menschen wirklich?“

(Münster, 15. November 2022) Volles Haus bei der Jubiläumsausgabe im Stadthotel Münster: Gut 60 Apothekerinnen und Apotheker aus der Generation „U 40“ hatten sich am 13. November zur mittlerweile 25. Auflage des Runden Tisches für Junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten eingefunden. Für sie hatte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) ein vierstündiges Programm aus politischer Debatte, Impulsen zur zukünftigen Arbeitswelt in der Apotheke und kollegialem Austausch vorbereitet.

Dr. Steffi Burkhart war die Hauptrednerin beim Runden Tisch, den die AKWL seit einigen Jahren als sonntäglichen Brunch organisiert. Die 37-jährige Kölnerin forscht und spricht aus der Sicht der „Generation Y“ und „Generation Z“ über die Zukunft der Arbeit und den gesellschaftlichen Wertewandel. Am Sonntag nahm sie sich in ihrem Key-Note-Vortrag die zukünftige Arbeitswelt in der Apotheken vor. Mit dem Akronym „VUKA“ beschrieb sie die sich rasant verändernde Arbeitswelt und die damit enstehenden Herausforderungen: VUKA stehe für Volatilität, Unsicherheiten, Komplexität und Ambiguität, so Steffi Burkhart, aber auch für eine sich daraus ableitende neue Leadership-Strategie: Eine unternehmerische Vision sei ebenso gefragt, wie „Understanding“, Klarheit sowie Anpassungsfähigkeit und Agilität.

Immer wieder brach die Referentin ihre Analyse auf die Apotheke vor Ort herunter: Angesichts eines Mangels von bis zu acht Millionen Fachkräften im Jahr 2030 und einer jüngeren Generation, die im Schnitt achtmal den Arbeitsplatz wechselt, sei eine Kombination aus technologischer und menschlicher Intelligenz gefragt: „Nutzen Sie daher jegliche Möglichkeit zur Digitalisierung in der Apotheke und die daraus entstehenden Freiräume für die verstärkte Zuwendung zu den Kunden und Patienten“, so Burkhart. Dabei stünden die Generation „Y“ und „Z“ in der Verantwortung: „Ihr seid diejenigen, die gebraucht werden und die zukünftigen Veränderungen antreiben.“

Wichtig für den Erfolg einer Apotheke sei der Dreiklang aus Technologie, Struktur und den mit der Technologie und in der Struktur arbeitenden Menschen. Wer erfolgreich eine Apotheke führen wolle, müsse sich vorher die zentrale Frage beantworte: „Mögen Sie Menschen wirklich?“ Ansonsten sei er bzw. sie vermutlich besser als Experte, aber nicht in personeller Verantwortung aufgehoben.

Auf den Vortrag von Steffi Burkhart folgte ein Austausch zwischen den Teilnehmer*innen und Dr. Hannes Müller, als Vorstandsmitglied der Bundesapothekerkammer und der AKWL selbst Mitglied der „Generation U40“. Zum Auftakt des Runden Tisches hatte er die Gäste auf einen kleinen Streifzug durch die aktuellen gesundheitspolitischen und pharmazeutischen Fragestellungen mitgenommen.

Zwiespältig fiel dabei seine Analyse des Status quo aus: Die Erhöhung des Kassenabschlages schwäche die Apotheken in Zeiten, in denen Personal- und Energiekosten weiter stiegen und seien nach fast drei Jahren Pandemie-Einsatz ein Schlag ins Gesicht des freien Heilberufs. Dafür werde der Heilberuf durch die Einführung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen (PDL) sowie Grippe- und Corona-Schutzimpfungen gestärkt. Weit mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen gab an, bereits PDL anzubieten, allen voran Inhalatorschulungen. Während fast 90 Prozent der Apotheken E-Rezept-ready seien, träfe das bei den Arztpraxen nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich zu. Daher würden derzeit auch nur vereinzelt E-Rezepte in der Offizin landen. Abhilfe sei vermutlich erst Mitte 2023 zu erwarten, wenn dann als weiterer Transportweg das E-Rezept auch über die Versichertenkarte in die Apotheke gelangen könne. Abschließend informierte Müller über den aktuellen Stand bei der beabsichtigten Novellierung des Pharmaziestudiums. Politikreferentin Yvonne Schmees berichtete über die derzeit laufende Studie der Apothekerkammern in NRW gemeinsam mit dem Institut für Handelsforschung zu den Zukunftsthemen Flächendeckung und Nachwuchsgewinnung.


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Michael Schmitz (Geschäftsführer Kommunikation, r.) moderierte den Runden Tisch, bei dem Dr. Hannes Müller für den berufspolitischen Input sorgte. Fotos: AKWL/Wiedorn

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Dr. Steffi Burkhart brachte in ihrer Keynote die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt auf den Punkt.

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Fachdebatte und Frühstück in einem: Das ist die Grundidee des Runden Tisches, den es seit nunmehr 25 Jahren gibt.

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