Rotes A auf hoher See: Segeln unter der Flagge der Inklusion

"Challenge": Gemeinsames Projekt der Apothekerorganisationen in NRW

(Münster, 4. September 2012) Inklusion heißt das Zauberwort, wenn es um das Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Menschen geht. Gerne wird dieses Wort in Sonntagsreden gebraucht, doch nur selten in die Tat umgesetzt.

In einem medienwirksamen Pilotprojekt Ende August war dies anders: Unter der Flagge der Inklusion segelte eine 40-köpfige Crew auf dem barrierefreien Großsegler „Tenacious" von Emden nach London. Auch ein Trio der NRW-Apothekerschaft war Teil der Crew, die zu einem Drittel aus Behinderten bestand. Apotheker Claus Breuer bildete zusammen mit seinem Patienten Detlef Müller-Böling (Lähmung nach Polio) und Sebastian Sokolowski aus dem Presseteam der Apothekerkammer Westfalen-Lippe das Trio der NRW-Apothekerschaft.

Das 60 Meter lange Segelschiff bot für eine Woche einen quasi abgeschlossenen Raum: Egal ob Rolli-Fahrer oder Fußgänger, ob topfit oder eher anfällig – alle halfen beim Küchendienst, hängten sich beim Brassen und Setzen der Segel mit aller Kraft in die Seile. Jeder beteiligte sich an den „Rund-um-die-Uhr-Wachdiensten" und kam zwangsläufig mit einem Minimum an Schlaf aus.

Schließlich glückte es nur gemeinsam, ein so gewaltiges Schiff nach London zu steuern. „Ab einem gewissen Punkt fällt es nicht mehr auf, dass jemand im Rollstuhl sitzt. Jeder bringt sich ein, wie er kann: Vom Rollstuhlfahrer bis zum Problem-Teenager ist jeder Teil der Gemeinschaft", erklärt Kammer-Mitarbeiter Sebastian Sokolowski, der selbst an der Tour teilgenommen und jede Menge eindrucksvoller Erfahrungen mit nach Hause gebracht hat. „Die Behinderung tritt an Bord in den Hintergrund."

Krönender Abschluss des Törns war das Durchfahren der Tower-Bridge auf der Themse, wobei die Brücke sowie die dort angebrachten paralympischen Symbole eigens hochgeklappt werden mussten, um dem knapp 40 Meter hohen Hauptmast Platz zu machen. Anschließend nahm die Crew an der Eröffnungsfeier der Paralympics teil.

Die Projekt-Teilnahme eines Teams im Zeichen des roten „A" ersetzte in diesem Jahr die Unterschützung eines Leichtathletik-Events für behinderte Sportler. Grund: Das Segelprojekt mit Behinderten ist weitaus medienwirksamer. Journalisten und zwei Kamera-Teams, darunter auch das ZDF, das für sein Magazin "Menschen" Bilder und Stimmungen einfing, waren an Bord, diverse Zeitungsberichte sind bereits erschienen.


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Komplett barrierefrei ist der Großsegler "Tenacious" - u. a. mit Aufzügen für Rollstuhlfahrer ausgestattet, die auf dem Schiff sogar via Flaschenzug die erste Aussichtsplattform auf dem Großsegel in 22 Meter Höhe erreichen können. (Fotos: Sebastian Sokolowski).

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