Grußwort von Schirmherr Karl-Josef Laumann (Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen)

Sehr geehrte Damen und Herren,

die inhabergeführte Apotheke ist ein zentraler Baustein unseres Gesundheitswesens und Teil des für Deutschland wichtigen Mittelstands. Die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ist ein wichtiges gesundheits-, aber auch sozialpolitisches Anliegen.

Die Apotheke vor Ort leistet weitaus mehr als die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln. Insbesondere für ältere Menschen stellt die Apotheke vor Ort eine Anlaufstelle und niederschwelligen Zugangspunkt für Gesundheitsfragen dar.

Im Falle der aktuell häufig auftretenden Lieferengpässe berät die Apotheke Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten zu therapeutischen Alternativen. Die inhabergeführte Apotheke ist mir daher als Anker in der wohnortnahen Versorgung ein wichtiges Anliegen. Ich setze mich seit vielen Jahren dafür ein, sie in der Fläche auch für künftige Generationen zu erhalten. Leider müssen wir feststellen, dass die Zahl der Apotheken in Deutschland und NRW kontinuierlich zurückgeht. Bisher war das Apothekennetz in NRW immer noch tragfähig, aber es zeigen sich perspektivisch zunehmend schwächer versorgte Gebiete.

Hierfür gibt es verschiedene treibende Faktoren. In den letzten Jahren mussten sich die öffentlichen Apotheken aufgrund von Fachkräftemangel, gestiegenen Kosten ohne Honorarausgleich und Arzneimittellieferengpässen sowie einem hohen Maß an unnötiger Bürokratie immer weiterwachsenden Herausforderungen stellen. Diesen Herausforderungen müssen wir begegnen, um auch in Zukunft eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sicherstellen zu können. Es besteht somit unbestritten ein hoher Reformbedarf im Apothekenwesen.

Ein „weiter so“ wie bisher ist nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Hier bedarf es einer Neuausrichtung des Apothekenwesens und einer darauf ausgerichteten auskömmlichen Vergütung. Insgesamt muss die Heilberuflichkeit der Apothekerinnen und Apotheker noch stärker betont werden. Die Versorgung der Patientinnen und Patienten muss dabei bei allen weiteren Reformüberlegungen in den Mittelpunkt gestellt werden.
Vorstellbar ist hier aus meiner Sicht eine stärkere

Verantwortungsübernahme im Bereich der Primärversorgung durch insbesondere pharmazeutische Dienstleistungen. Auch bei der Steuerung und Lenkung von Patientenströmen im ambulanten Bereich kann die Apotheke vor Ort zukünftig einen wertvollen Beitrag in der Versorgung leisten.

Darüber hinaus ist die Digitalisierung und die Schaffung einer digitalen Präsenz für die Apotheken vor Ort ein wichtiger Faktor, um eine zukunftssichere Arzneimittelversorgung gewährleisten zu können. Es ist mir somit ein zentrales Anliegen, dass durch eine stärkere Digitalisierung auch die öffentlichen Apotheken vor Ort in der Bevölkerung stärker als „Onlineapotheken“ wahrgenommen werden, denn die trennscharfe bisherige Abgrenzung zwischen „Online“ und „Präsenz“ ergibt für mich in der heutigen Welt keinen Sinn mehr und wird gesellschaftlich nicht konsensfähig sein.

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sowie der finanziellen Belastung der Apotheken ist es darüber hinaus erforderlich, wo möglich Bürokratie abzubauen, ohne die Patientensicherheit einzuschränken. Hier gibt es für mich zwei zentrale Ansätze, für die ich mich auf Bundesebene einsetzen werde: Auf der einen Seite braucht man mehr Vertrauen und eine klare Stärkung der Eigenverantwortung des Berufsstandes. Und andererseits müssen wir konsequent unnötige Dokumentations- und Anzeigepflichten reduzieren, damit mehr Zeit für die Versorgung der Patientinnen und Patienten bleibt.

Das Land hat zudem bereits eigene Anstrengungen unternommen, dem Fachkräftemangel durch eigene Maßnahmen entgegenzutreten. Insbesondere in den ländlich geprägten Regionen stellt der Fachkräftemangel im gesamten Gesundheitswesen weiterhin einen stark belastenden Faktor dar. Als konkrete Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels hat Nordrhein-Westfalen zum 1. Januar 2021 die vollständige Befreiung von den Ausbildungskosten in den Gesundheitsfachberufen (Schulgeldfreiheit) eingeführt und diese Plätze nun landesseitig gefördert. Darunter fällt auch die Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistenz. Diese gezielte Entlastung der Auszubildenden steigert die Attraktivität der Ausbildungsberufe und wirkt damit aktiv dem bestehenden Fachkräftemangel entgegen. Für die Übernahme der vollständigen Schulkosten für ca. 11.000 Auszubildende in den Gesundheitsfachberufen hat das Land NRW im Jahr 2024 mehr als 58 Mio. Euro ausgegeben. Für die ca. 1800 PTA-Auszubildenden bedeutet dies eine Entlastung um mehrere Hundert Euro jeden Monat.

Der dargestellte Reformbedarf im Apothekenwesen muss jetzt schnellstmöglich angegangen werden. Gleichwohl kann diese grundlegende Weiterentwicklung des Apothekenwesens aber meiner Meinung nach dauerhaft und nachhaltig nur im Dialog mit der Apothekerschaft und den maßgeblichen Akteuren vor Ort gelingen. In diesem Zusammenhang habe ich einen Austausch mit der Apothekerschaft zur „Apotheke der Zukunft“ erbeten, welcher gemeinsam mit den Apothekerkammern und -verbänden bereits Ende 2024 gestartet ist.

Für die Zukunft maßgebliche Fragen, wie die zukünftige Rolle des Apothekers im Gesundheitswesen als Heilberuf, den Umgang mit dem Fachkräftemangel, die Chancen und Grenzen von Digitalisierung und Telepharmazie, den Bürokratieabbau und eine auskömmliche Vergütung werden hier adressiert und auf Augenhöhe miteinander besprochen. Auf dieser Basis wollen wir das Apothekenwesen in Nordrhein-Westfalen gestalten und wichtige Impulse in Richtung Bundesebene senden.

In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen konstruktiven Austausch beim Westfälisch-Lippischen Apothekertag 2025 und eine erfolgreiche Fortbildung.

Ihr
Karl-Josef Laumann