Eltern bei Kinderarzneimitteln in der Pflicht

„Ein verantwortungsvoller Umgang ist unverzichtbar“

(Münster, 7. Februar 2024) Das Kind ist krank und braucht Medizin – hat aber leider überhaupt keine Lust, beispielsweise den Fiebersaft einzunehmen. Was ist bei der Arzneimittelabgabe an Kinder zu beachten, wie lässt sich diese möglichst angenehm gestalten und kann und darf der Nachwuchs Fiebersaft und Co. selbstständig einnehmen? Apothekerin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sagt: „Bei Kindern ist ein besonders verantwortungsvoller Umgang mit Arzneimitteln immer unverzichtbar und das Verabreichen der Medizin ist immer Sache der Eltern oder Erziehungsberechtigten.“

Für die verschiedenen Darreichungsformen gibt es ein paar Tipps, um die Einnahme so wenig unangenehm wie möglich zu gestalten. „Kinder – ganz gleich welchen Alters – sind natürlich ohnehin schon nicht gerne krank. Wenn sie dann noch ein Arzneimittel benötigen, das komisch schmeckt oder in der Form der Verabreichung nicht gerade angenehm ist – Stichwort 'Zäpfchen' – sind sie verständlicherweise alles andere als begeistert“, so die Apothekerin.

Hier kommen die Tipps: Zäpfchen sollten für kurze Zeit zwischen den sauberen Handflächen angewärmt werden, man kann sie auch kurz unter lauwarmem Wasser abspülen, damit das Einführen so sanft wie möglich passiert. Manche Arzneimittel, die oral – also über den Mund – eingenommen werden, lassen sich in bestimmten Fällen zerkleinern und mit Nahrung vermengen. „Das aber bitte niemals auf eigene Faust machen – hier muss vorher immer mit Arzt oder Apotheker Rücksprache gehalten werden, ob das jeweilige Präparat dafür geeignet ist“, betont Overwiening.

Der wichtigste Tipp von Apothekerin Overwiening für die Einnahme lautet: „Haben Sie Geduld und sprechen Sie beruhigend zu Ihrem Baby, wenn Sie die Medizin verabreichen. Kindern ab dem KiTa-Alter kann man meist bereits in aller Ruhe erklären, warum es wichtig ist, dass sie ihre Medizin schlucken und wogegen sie genau helfen soll: Dass das Inhalieren dabei hilft, den Husten wieder loszuwerden oder der Antibiotikasaft dabei, die Halsschmerzen schneller zu vertreiben. Die Einnahme von Saft funktioniert oft besser, wenn sich die kleinen Patient*innen für die Einnahme aufsetzen", hat Overwiening noch einen weiteren Tipp parat. „So kann sich das Kind auch nicht so schnell daran verschlucken.“

Besonders gängige Arzneimittel wie zum Beispiel Fiebersaft gibt es mittlerweile in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Erdbeere oder Orange. „Das versüßt die Einnahme zumindest etwas“, sagt die Apothekerin. Ganz wichtig: Auch wenn die Medikamente lecker schmecken, sind sie keinesfalls harmlos und sollten immer nur durch Erwachsene verabreicht werden: „Arzneimittel gehören nicht in Kinderhände.“

Aus Erfahrung weiß Overwiening, dass insbesondere ältere Kinder irgendwann keine Lust haben, sich den Löffel mit der Medizin von den Eltern in den Mund stecken zu lassen. Hier rät die Apothekerin zu einer Einnahme unter Aufsicht: „Auch noch im Jugendalter sollten die Eltern zumindest die Dosierung des Arzneimittels vornehmen, damit nicht zu viel oder zu wenig Medizin vom Körper aufgenommen wird. Auf keinen Fall sollten die Arzneimittel dem Nachwuchs einfach überlassen werden oder gar ins Kinder- oder Jugendzimmer wandern.“ Alle Arzneimittel müssen immer kindersicher im Haushalt verstaut sein. Ideal ist ein abschließbarer Schrank in einem Raum, in dem die Temperatur nicht über 20 bis 25 Grad liegt.

Wann immer Kinder krank sind, sollten Arzneimittel grundsätzlich nur nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheker eingenommen werden – das gilt auch und gerade für Präparate, die ohne Rezept erhältlich sind. „Denn auch diese können Wechsel- und Nebenwirkungen haben und nicht jedes Arzneimittel ist für jedes Kind oder jeden Jugendlichen gleichermaßen geeignet“, betont Overwiening und warnt: „Bitte verabreichen Sie auf gar keinen Fall auf eigene Faust Arzneimittel für Erwachsene an Kinder oder Jugendliche – das kann wirklich schwere Folgen haben!“

Wann immer ein Arzneimittel für Kinder benötigt wird, finden Eltern in der nächsten Apotheke vor Ort Hilfe. „Die Teams versorgen alle großen und kleinen Patient*innen mit dem passenden Arzneimittel“, versichert Overwiening. Und das auch, wenn Medikamente mal nachts, am Wochenende oder an einem Feiertag benötigt werden: „Rund um die Uhr gibt es Notdienst- Apotheken, die für Patient*innen da sind und auch im Notfall weiterhelfen.“


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Bei Kindern ist ein besonders verantwortungsvoller Umgang mit Arzneimitteln immer unverzichtbar und das Verabreichen der Medizin ist immer Sache der Eltern oder Erziehungsberechtigten. Bild: ABDA

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