Beobachtungsfähigkeit, kritisches Denken und Situationsbewusstsein trainieren

Keine Angst im Room of Horrors

(Münster, 21. September 2023) Da wird munter täglich Methotrexat „eingeworfen“, obwohl das Medikament gegen rheumatische Erkrankungen nur wöchentlich eingenommen werden darf, oder es wird fälschlicherweise die doppelte Menge Coffein in einer Rezeptur für ein frühgeborenes Kind mit Schlafapnoe gemischt: Das, was die insgesamt 75 Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) und Apotheker*innen unter Aufsicht im Rahmen des praxisbegleitenden Unterrichts (PBU) vorfanden, war der blanke Horror – zumindest pharmazeutisch betrachtet. Und so heißt der Raum, den AKWL-Abteilungsleiter Dr. Oliver Schwalbe und AMTS-Dozentin Dr. Isabel Waltering im Rahmen des PBU auf dem Pharma Campus der Universität Münster eingerichtet hatten, folgerichtig „Room of Horrors“.

„Hierbei handelt es sich um eine mit einfacher Ausstattung durchgeführte Simulation, in der alltagsbezogene Beobachtungsfähigkeiten, kritisches Denken und Situationsbewusstsein hinsichtlich Patientengefährdungen trainiert werden“, erklärte Schwalbe. Während der ersten PBU-Woche wurden die Teilnehmer*innen in Kleingruppen durch den Raum geschleust, um auf Fehlersuche zu gehen. „In der zweiten Woche fand eine Nachbesprechung statt.“

Weitere Beispiele, die es zu detektieren galt, waren das Teilen nicht-teilbarer Epilepsie-Arzneimittel, unzureichende Personaleinteilung und eine mangelhafte Kultur im Umgang mit Fehlern: „Wenn am schwarzen Brett in großen Buchstaben eine erneute Falschabgabe durch eine namentlich benannte Mitarbeiterin bemängelt wird, hat das weniger mit einem offenen Umgang mit Fehlern zu tun, sondern eher mit Mobbing“, so Schwalbe.

Der Abteilungsleiter Fortbildung betont, dass die im Room of Horrors aufgezeigten Horror-Szenarien allesamt „Auswirkungen auf die Patientensicherheit haben“. Schwalbe weiter: „Die Abgabe von Arzneimitteln – man kann es nicht oft genug sagen – ist ein Hochrisikoprozess. Und so stressig der Alltag in der Apotheke vor Ort auch sein mag, darf man das zu keinem Zeitpunkt vergessen.“


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Pharmazeut*innen im Praktikum am PKA-Arbeitsplatz der Room of Horrors Apotheke. Fotos: Leßmann

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Ein kritischer Blick ins Abholerregal der "Room of Horrors"-Apotheke offenbarte so manchen gefährlichen Fehler.

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