Oft erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen

Apotheken: wichtiger Teil der Daseinsvorsorge

(Münster, 26. November 2025) Rund 160.000 Beschäftigte in knapp 17.000 öffentlichen Apotheken versorgen täglich etwa drei Millionen Menschen in Deutschland. Sie sind oft erste Anlaufstelle vor Ort für Patientinnen und Patienten in Gesundheitsfragen – auch in Westfalen-Lippe. „Wir geben nicht nur Medikamente ab, wir beraten unsere Patientinnen und Patienten persönlich, wir prüfen die Medikation und sorgen darüber hinaus mit vielen weiteren Leistungen für eine sichere Versorgung – jeden Tag“, sagt Apothekerin Gabriele von Elsenau Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

Doch das Netz der Apotheken vor Ort wird dünner: In ganz Deutschland schließen immer mehr Apotheken für immer. „Die Zahl der Apotheken nimmt überall weiter ab, auch bei uns in der Region“, so Overwiening. In Deutschland hat die Zahl der Apotheken mit 16.732 nun sogar den niedrigsten Wert seit 1977 erreicht. Die Gründe sind meist wirtschaftlicher Natur: „Seit 2013 gab es keine Honoraranpassung für die Apotheken vor Ort, während die Kosten in allen Bereichen gestiegen sind. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Nicht einmal an die Inflation wurde das Packungshonorar angepasst “, fasst die Apothekerin die Lage zusammen.

„Mit jeder Apotheke, die schließt, geht ein Stück Versorgungsstruktur verloren“

Eine Entwicklung, die Overwiening mit großer Sorge betrachtet, nicht zuletzt angesichts des demographischen Wandels und der Herausforderungen, die damit auf das deutsche Gesundheitssystem zukommen: „Apotheken sind fest im öffentlichen Leben verankert und wichtiger Teil der Daseinsvorsorge. Mit jeder Apotheke, die schließt, werden die Wege für Patientinnen und Patienten weiter. Gleichzeitig geht mit jeder Schließung ein Stück wichtige Versorgungsstruktur verloren.“ Das Leistungsspektrum der Apotheken vor Ort, so die Apothekerin, sei vielfältiger als so mancher wisse. Es unterliege oft dem Präventions-Paradox: „In Apotheken werden Probleme gelöst und Gefahren für die Patienten abgewendet, bevor sie eintreten.“ Ein kurzer Überblick:

Vor Ort für Patientinnen und Patienten da: Was Apotheken leisten

Die persönliche und individuelle Beratung in allen Fragen zur Arzneimitteleinnahme ist nach wie vor eine der zentralen Aufgaben der Apotheken vor Ort – ganz gleich ob die Medikamente verschreibungspflichtig sind, oder nicht. Apothekerinnen und Apotheker klären über die Risiken und Nebenwirkungen des Arzneimittels, die Dosierung und die richtige Einnahme auf. Außerdem wird geprüft, ob Wechselwirkungen mit anderen Präparaten drohen. „Die Apotheken-Teams sind die letzte Instanz, die einschreiten kann, falls mal ein Fehler passiert. Das kann eine falsche Dosierung auf dem Rezept sein oder ein Buchstabendreher beim Arzneimittel. In einer Branche, wo der Unterschied von Milligramm zu Gramm Leben oder Tod bedeuten kann, ist das überlebenswichtig für die Patienten“, sagt von Elsenau Overwiening.

Und wenn die Patient*innen nicht selbst in die Apotheke kommen können, werden die Arzneimittel auch bis an die Haustür gebracht, oft noch am selben Tag. Das sind pro Tag rund 300.000 Botendienste. Auch nachts und an Feiertagen stellen die Apotheker*innen die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln plus Beratung sicher: Durchschnittlich leisten jede Nacht etwa 1.100 Apotheken in Deutschland den Notdienst und versorgen bis zu 20.000 Patient*innen mit dringend benötigten Arzneimitteln.

Nicht immer kann dabei ein Fertigarzneimittel zum Einsatz kommen – zum Beispiel bei Kindern. „Sie brauchen mitunter spezielle Dosierungen oder Darreichungsformen. Diese sogenannten Rezeptur-Arzneimittel stellen die Apotheken vor Ort in ihren Laboren individuell und passgenau her“, erklärt von Elsenau Overwiening.

Auch im Bereich Prävention bieten viele öffentliche Apotheken verschiedene Leistungen an: Die Teams informieren zu Basis- und Reiseimpfungen, führen Impfungen gegen Grippe und COVID-19 durch. Patient*innen, die unter Bluthochdruck leiden und deswegen mindestens einen Blutdrucksenker einnehmen, können ihren Blutdruck durch die Apotheke überwachen lassen. „Eine regelmäßige, sorgfältige Messung und Erfassung der Werte ist sehr wichtig, damit die Therapie gegen den Bluthochdruck positiv verläuft und ansonsten bei Bedarf angepasst werden kann“, erklärt Apothekerin von Elsenau Overwiening.

Zu den sogenannten neuen pharmazeutischen Dienstleistungen zählt auch die Medikationsberatung: „Viele Menschen nehmen dauerhaft fünf oder mehr Medikamente ein. Damit steigt ihr Risiko für arzneimittelbezogen Probleme stark an. Die Apotheke kann durch professionelle Beratung dazu beitragen, dass diese Polymedikation wirksam und sicher verläuft“, erläutert von Elsenau Overwiening.

Und was sagen die Patientinnen und Patienten? Für 96 Prozent aller Deutschen ist die Apotheke vor Ort entweder „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“. Das zeigt eine FORSA-Umfrage. Zwei Drittel (64 Prozent) aller Erwachsenen nutzen die Apotheke vor Ort mindestens einmal pro Monat. Und sie können sich für die Zukunft auch weitere Leistungen und Angebote in den Apotheken vor Ort vorstellen. Gabriele von Elsenau Overwiening: „Wir sind Heilberuflerinnen und Heilberufler aus Überzeugung und wollen auch künftig für unsere Patientinnen und Patienten da sein. Eine zukunftsfähige Rolle der Apotheken kann es indes nur geben, wenn die Strukturen gestärkt werden und dazu gehört auch eine entsprechend angepasste Honorierung. Deshalb muss die Politik jetzt rasch handeln und die Apotheken vor Ort wirtschaftlich stärken. Sonst müssen weitere Apotheken schließen und die Wege in der Versorgung werden länger – auch im Nacht- und Notdienst.“

 


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Die Apotheken vor Ort sind oft erste Anlaufstelle vor Ort für Patientinnen und Patienten in Gesundheitsfragen – auch in Westfalen-Lippe

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