Kammer sieht Trend zu größeren Betriebsstätten

Westfalen-Lippe verliert weitere 37 Apotheken

(Münster, 2. Januar 2023) In Westfalen-Lippe ist auch im 18. Jahr in Folge die Zahl der Apotheken gesunken: Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe vermeldet für das Jahr 2022 einen erneuten Rückgang um 37 Betriebsstätten auf damit nur noch 1.760 Apotheken. Der Trend zu immer größeren Betriebsstätten hält ebenfalls an: Die Apotheken in Westfalen-Lippe bieten aktuell fast 17.000 wohnortnahe Arbeitsplätze. „Das entspricht einem Zuwachs um ein Fünftel binnen 20 Jahren“, bilanziert Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter.

Weiterhin suchten viele Apotheken händeringend Fachkräfte: „Derzeit gibt es in unseren Apotheken über 1.100 offene Stellen für Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA“, so Walter. Das Verhältnis zwischen Stellensuchenden und offenen Stellen liege derzeit bei 1 zu 20. Verstärkt wirbt die Kammer inzwischen bei der „stillen Reserve“ innerhalb der Mitgliedschaft um eine Rückkehr in den Beruf, beispielsweise aus der Elternzeit. Weiterhin fordert sie einen Ausbau des Studienplatzangebotes, unter anderem auch an einem zusätzlichen Standort in Ostwestfalen.

Im Jahr 2022 verzeichnete die Apothekerkammer sieben Neueröffnungen an den Standorten Bad Wünnenberg, Coesfeld, Datteln, Iserlohn, Isselburg, Lübecke und Recklinghausen. 44 Apotheken schlossen hingegen ihre Pforten dauerhaft, davon allein sieben in der Stadt Bielefeld. Je zwei Apothekenschließungen waren in Bochum, Dorsten, Dortmund und Witten zu verzeichnen, in 29 weiteren Städten und Gemeinden je eine weitere.

Nur noch 1.286 Inhaber*innen

Mehr als jede vierte Apotheke wird in Westfalen-Lippe als Filiale geführt (473 Filialapotheken zum Stand 31.12.2022). Somit stehen hinter den 1.760 Apotheken nur noch 1.286 Inhaber*innen. „Das wiederum ist der niedrigste Wert an Selbstständigen seit über 60 Jahren und bereitet uns große Sorgen“, sagt Dr. Andreas Walter, der zugleich feststellt: „Die aktuellen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen muss jede Apothekerin und jeder Apotheker, der oder die darüber nachdenkt, sich selbstständig zu machen, als absolute Zumutung empfinden.“ Eine überbordende Bürokratie, sich wöchentlich verschärfende Lieferengpässe und das jüngste Spargesetz der Bundesregierung seien neben den Personalengpässen derzeit die größten Herausforderungen.

Im Durchschnitt versorgt eine Apotheke in Westfalen-Lippe gut 4.800 Patientinnen und Patienten, Das sind etwa zehn Prozent mehr als im Bundesschnitt. Laut Walter korrespondiert die geringere Apothekendichte mit der im bundesvergleich sehr geringen Hausarztdichte in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster.


Downloads

Dr. Andreas Walter, AKWL-Hauptgeschäftsführer

[Dr._Andreas_Walter.jpg] | JPG (4139x2759 px) | 2,1 MB