Apothekerparlament tagt in Münster-Roxel

Apotheken in Westfalen-Lippe bleiben ein Jobmotor mit fast 16.000 Arbeitsplätzen

(Münster, 8. Juni 2016) Die Apotheken in Westfalen-Lippe bleiben ein Jobmotor: Obwohl ihre Gesamtzahl 2015 zum neunten Mal in Folge sank – von 2.040 auf aktuell 2.020 – nimmt die Zahl der wohnortnah in Apotheken Beschäftigten weiter zu: „In unseren Apotheken sind mittlerweile 15.851 hochqualifizierte Arbeitskräfte tätig“, betonte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening anlässlich der Frühjahrstagung des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes in Münster-Roxel.

Der Zuwachs um 1.200 Arbeitsplätze innerhalb von nur fünf Jahren zeige, dass die demographische Entwicklung längst in den Apotheken angelangt sei: „Der Beratungsbedarf und damit auch die Nachfrage nach Apothekerinnen und Apothekern, PTA und PKA steigt immer weiter“, so Overwiening, gerade weil sich die Zahl multimorbider Patienten ständig erhöhe. Im Landesteil Westfalen-Lippe sind angestellte Apotheker nach wie vor rar gesät: Auf einen Stellensuchenden kommen im Landesteil derzeit 14 offene Stellen.

Projekte der Apothekerstiftung präsentiert
Die 92 Delegierten befassten sich in ihrer ganztätigen Sitzung auch mit den obligatorischen Jahresabschlüssen der Kammer und des ihr angeschlossenen Versorgungswerkes sowie diversen Satzungsänderungen. Darüber hinaus präsentierten Professor Dr. Thomas Schmidt und Dr. Ralph Holl zwei von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe geförderte und inzwischen abgeschlossene Forschungsprojekte der Universität Münster.

Professor Thomas Schmidt vom Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie der Universität Münster stellte ein Testverfahren vor, mit dem ermittelt wird, wie wirksam pflanzliche Arzneimittel gegen die Erreger sogenannter „vernachlässigter Tropenkrankheiten“ sind. Schmidt stellte dar, dass nahezu eine Milliarde Menschen an diesen „Neglected Tropical Diseases“ erkrankt ist. Insbesondere tropische Protozoeninfektionen wie die Schlafkrankheit, die Chagas-Krankheit oder Leishmaniosen fordern jedes Jahr etwa 100.000 Menschenleben.

Dr. Ralph Holl vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Universität Münster befasste sich mit der Entwicklung von möglichst breit wirksamen und metabolisch stabilen Antibiotika. Diese sollen die Therapie von Infektionen insbesondere mit multiresistenten Problemkeimen verbessern.

Zuversicht vor anstehendem Entscheid des EuGH
Mit Zuversicht blickt Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening auf eine für den Herbst dieses Jahres anstehende Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes. Dieser muss darüber befinden, ob die in Deutschland geltende Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel auch für ausländische Versandapotheken gilt. Dagegen hatte eine niederländische Versandapotheke geklagt. In seinem Schlussplädoyer hatte der EU-Generalstaatsanwalt die deutsche Regelung als Eingriff in den freien Warenverkehr kritisiert, der auch nicht aus Gründen des Gesundheitsschutzes gerechtfertigt sei.

Overwiening stellt fest, dass zu diesem Thema neben der Wettbewerbszentrale auch die Bundesregierung eindeutig Stellung bezogen habe. „Beide sind davon überzeugt, dass die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel dem Erhalt einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch ortsnahe Apotheken dient.“ Der Wettbewerb bei rezeptpflichtigen Medikamenten solle daher nicht über den Preis, sondern über die Qualität ausgetragen werden – zum Wohle aller Patienten. Da der Generalanwalt in seinem Plädoyer von der bisherigen Rechtsprechung des EuGH abweiche, sehe sie dem Urteil gelassen entgegen. „Es muss und wird auch weiterhin so sein, dass den EU-Mitgliedstaaten im Gesundheitswesen ein gewisser Gestaltungspielraum zusteht.“

STICHWORT: DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.413 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil, davon stehen 5.275 aktiv im Berufsleben (zu etwa 85 Prozent in der öffentlichen Apotheke, aber auch in Krankenhausapotheken, Wirtschaft und Verwaltung). In Westfalen-Lippe gibt es aktuell 2.020 Apotheken (Vorjahr: 2.040). Die westfälisch-lippischen Apotheken bieten derzeit 15.851 Arbeitsplätze (Vorjahr: 15.736).

STICHWORT: DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 92-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt, zuletzt im Juni 2014.


Downloads

AKWL-Kommunikationsgeschäftsführer Michael Schmitz

[Schmitz_1.jpg] | JPG (2628x3282 px) | 647 KB

 
Kammerpräsidentin und Vorsitzende der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe Gabriele Regina Overwiening (links) zeichnete Corinna Böltner für ihre Projektarbeit im Rahmen der Weiterbildung mit dem Stiftungspreis aus.

[Stiftungspreis.jpg] | JPG (3948x3456 px) | 1,2 MB

 
AKWL-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter

[Dr_A_Walter.jpg] | JPG (3018x3312 px) | 853 KB

 
In Münster-Roxel tagten die 92 Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes. Fotos(5): AKWL/Sokolowski

[Saal_5.jpg] | JPG (5184x2982 px) | 2,3 MB

 
Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening

[Gabriele_Regina_Overwiening.jpg] | JPG (2646x3000 px) | 615 KB