Bei Vergiftungen im Haushalt:

Milch ist kein Gegengift

(Münster, 12. August 2016) Leuchtend rote Beeren im Strauch, die farbige Blütenpracht im Vorgarten oder Reinigungsmittel unter der Spüle: „Gerade für Kleinkinder auf Entdeckungstour stellen viele Pflanzen und Flüssigkeiten in ihrer Umwelt eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar“, betont Apothekerin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie verweist auf die hochgiftige Wirkung von scharfen Allzweckreinigern, Eiben, Tollkirschen oder Herbstzeitlosen. Letztere sind dem beliebten Bärlauch zum Verwechseln ähnlich.


Im Fall der Fälle ist Eile gefragt: „Eltern sollten sofort die Giftnotruf-Zentrale anrufen“, so Overwiening. „Am anderen Ende der Leitung sitzen sehr erfahrene Experten. Sie können die unterschiedlichen Symptome genau deuten und wissen, was zu tun ist.“ Meistens werde zur Gabe eines Entschäumers oder medizinischer Kohle geraten, die in jeder Apotheke erhältlich sind. „Familien mit Kindern empfehle ich daher, diese Präparate stets in der Hausapotheke zu lagern. Apothekerin Overwiening warnt besorgte Eltern zudem eindringlich davor, die Kinder mit Salzwasser oder anderen Mitteln zum Erbrechen zu bringen: „Das kann fatale Folgen haben.“ Dass Milch in solchen Fällen hilft, sei ein Mythos. „Milch ist kein Gegengift, sondern beschleunigt sogar die Giftaufnahme durch den Darm und ist daher kontraproduktiv.“ Angezeigt hingegen sind stilles Wasser oder Tee.


Verschiedenen Symptome können auf eine Vergiftung hinweisen: Schluckbeschwerden mit Rötungen in Mund und Rachen können ebenso auftreten wie Blasenbildung oder Atemnot. Bei äußerlichen Vergiftungen sind dies beispielsweise Verätzungen auf der Haut oder im Auge. Besonders schnelles Handeln ist gefordert, wenn das Kind bewusstlos ist oder es sich erbrochen hat: „Eltern sollten hier sofort den Notarzt verständigen und erste Hilfe leisten. Wenn bekannt ist, womit sich das Kind vergiftet hat, sollte man das Mittel beziehungsweise den Pflanzennamen für die Rettungskräfte bereithalten“, sagt die Kammerpräsidentin.


Das beste Mittel gegen Vergiftungen im Haushalt ist und bleibt jedoch eine Vermeidung von Gefahren: „Jeder weiß zwar, dass man Putzmittel oder Medikamente außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren soll. Doch im Alltag kommt diese Regel so manches Mal unter die Räder“, weiß die Apothekerin. Zudem möge man giftige Flüssigkeiten oder Pulver nicht in Trinkflaschen oder Marmeladengläser umfüllen, um Verwechslungen zu vermeiden.“ Im Garten oder auf dem Balkon sollte man auf giftige Pflanzen schlichtweg verzichten. „Wenn das nicht möglich ist, müssen Eltern auf jeden Fall genau wissen, was im Garten wächst, um den Helfern genau Auskunft darüber geben zu können“, fordert Overwiening.

Nummern im Notfall:

  • Giftnotruf-Zentrale NRW: 0228 – 19 240
  • Notruf: 112

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Sowohl die Nadeln als auch die Beeren der Eibe sind hochgiftig.

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