Nach drei Wochen Corona-Krise in Verl: Über das Engagement von Ärzten, Apothekern und die dezentralen Strukturen

Wie in Verl die Krise gemanagt wurde

(Verl, 16. Juli 2020) Der Zaun ist fast weg. Knapp drei Wochen lang hat er das Viertel in Verl-Sürenheide umgeben. Die Bewohner dahinter, vor allem Mitarbeiter aus dem Tönnies-Werk, standen unter Quarantäne. Jetzt hat sich die Corona-Lage entspannt. Der Zaun wird nur noch an zwei Häusern gebraucht. „Wir haben die Lage in den Griff bekommen – auch weil die Zusammenarbeit aller Helfer hier vor Ort so hervorragend war“, sagt Patrick Bullermann vom Jugendamt der Stadt.

In den vergangenen Wochen ist der Fachbereich Jugend dafür zuständig gewesen, die medizinische Versorgung der Menschen sicherzustellen, die ihr Viertel nicht verlassen durften, damit sich die Infektionswelle nicht weiter ausbreiten konnte. Und selbst wenn sie heraus gedurft hätten – die Menschen, vornehmlich aus Südosteuropa, hätten nicht gewusst wohin: „Sie kannten das deutsche Gesundheitssystem nicht, wussten nichts von Krankenversicherungen und davon, dass sie einen Arzt konsultieren und Arzneimittel auf Rezept bekommen können“, berichtet Patrick Bullermann. Ganz zu schweigen davon, dass ihnen die deutschen Sprachkenntnisse fehlten.

Die Kommune hat eine Versorgungsstation unmittelbar vor dem Zaun aufgebaut. Ärzte haben sich dort um Patienten aus dem Viertel gekümmert, immer unterstützt von einem Dolmetscher – und in enger Absprache mit den Apothekern vor Ort, insbesondere Claudia Scherrer, Kreisvertrauensapothekerin der Apothekerkammer in Gütersloh. Sie hat die Ärzte und Patienten in Fragen der Medikation beraten und informiert, Botendienste organisiert sowie Piktogramme auf die Packungen geklebt, um an die Einnahmehinweise und auch an die Maximaldosis, die beispielsweise bei Paracetamol lebenswichtig sein kann, zu erinnern. Täglich hat sie dort am Zaun in Verl ein paar Stunden verbracht.

„In der Krisensituation haben sich unsere dezentralen Strukturen vor Ort bewährt: die unmittelbare Zusammenarbeit mit dem Netz von Ärzten und stationären Apotheken, die direkte Absprache untereinander“, ist Patrick Bullermann überzeugt. „Allerdings“, fügt er hinzu, „braucht es dafür auch eine enorme Einsatzbereitschaft und hohes persönliches Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten.“